Wenn die Jugend mitentscheidet
Ob es an der Nähe zur Schweiz liegt, dass in Vorarlberg besonders viel Beteiligung stattfindet? Ein Blick auf den Jugendklimarat in Dornbirn zeigt, was das Ländle richtig macht, wie gute Jugendbeteiligung funktioniert und was wir von Vorarlberg lernen können.
Es ist ein bunter Haufen junger Menschen, der auf der Bühne des Jugendhauses Vismut in Dornbirn steht. Sie eint ein gemeinsames Anliegen: Was braucht es, um in Dornbirn auch in Zukunft ein gutes Leben zu führen? Und was können wir tun, um ein klimabewusstes Dornbirn mitzugestalten? In den letzten Monaten haben die Jugendlichen als Jugendklimarat gemeinsam an Empfehlungen gearbeitet, die sie heute der Öffentlichkeit, Verwaltung und Politik präsentieren.
Pioniere der Beteiligung
Dass die Jugendlichen im September 2023 ihre Empfehlungen präsentieren können, ist Aaron Wölfling zu verdanken. Er kommt aus der Fridays for Future Bewegung, hat viele Monate zuvor als Jugendstadtrat die Initiative ergriffen und sich für einen Jugendklimarat eingesetzt. Als der Entschluss stand, einen Jugend-Beteiligungsprozess zu starten, bat die Stadt Dornbirn das Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung (FEB) um Unterstützung. Ein Schritt, der in Vorarlberg selbstverständlich ist, österreichweit jedoch einzigartig.
Das Büro ist eine Stabstelle im Amt der Vorarlberger Landesregierung. Im FEB arbeiten Menschen, die partizipative Prozesse im Land fördern, beraten und begleiten. Entstanden ist die Abteilung schon in den 90er-Jahren, damals als Büro für Zukunftsfragen. Das zeigt, dass Vorarlberg schon lange daran arbeitet, Zukunft gemeinsam zu gestalten. Seit 2013 ist Beteiligung, in Form von Bürger:innen-Räten, in der Vorarlberger Landesverfassung verankert.
Seit 2006 wurden in Vorarlberg auf Gemeindeebene, in Regionen und landesweit über 60 Bürger:innen-Räte durchgeführt. In den letzten Jahren begleitete das Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung regelmäßig landesweite Bürger:innen-Räte zu aktuellen Themen. Bei lokalen Beteiligungsprozessen ist das FEB häufig eine erste Anlaufstelle und vermittelt Prozessbegleiter:innen, die dann durch den Prozess führen. Beim Jugendklimarat, der von der Stadt Dornbirn und vom FEB gemeinsam finanziert wurde, bot es sich an, etwas Neues auszuprobieren.
Warum braucht es mehr Jugend-Beteiligung? Eine repräsentative Umfrage zeigt, dass 2023 nur 48 % der Jugendlichen denken, das politische System in Österreich funktioniere gut. Die wahrgenommene Korruption, ökonomische Ungleichheit und fehlende Repräsentation werden als Gründe für niedriges Vertrauen genannt. Junge Menschen in prekärer finanzieller Lage vertrauen dem politischen System am wenigsten. Fast ein Fünftel der über 16-Jährigen ist nicht wahlberechtigt und kann somit ein wichtiges demokratisches Werkzeug nicht nutzen. Jüngere Menschen haben wenig Möglichkeiten, sich einzubringen. Dabei ist Partizipation ein zentrales Menschen- und Kinderrecht. Durch gelungene Partizipationsprozesse können (junge) Menschen … Wissen aus ihren Lebenswelten einbringen, das die Ansicht von Expert:innen ergänzt. … gleichberechtigt Argumente, Sorgen und Sichtweisen einbringen… Hintergründe besser verstehen. … Demokratie erleben, Verantwortung übernehmen und voneinander lernen. … spüren, dass sie etwas verändern können und dadurch selbstbewusster werden. … zu zukunftsfähigen und generationengerechten Lösungen beitragen. Quellen & vertiefende Infos: Österreichisches Parlament, jugendbeteiligung.at, Studie: Jugendpartizipation in Österreich |
Von der Idee zum Pilotprojekt
Lydia Fischkandl war von Seiten des Freiwilligenbüros für den Jugendklimarat zuständig. Sie erinnert sich an die intensiven Vorgespräche, in die sie ab Jänner 2023 eingebunden war:
Unser Rahmen war, dass wir eine Art Bürger:innen-Rat, aber für Jugendliche machen, mit einer anderen Methode.
Bei den üblichen Bürger:innen-Räten nach dem Vorarlberger Modell arbeiten zwölf bis fünfzehn zufällig ausgewählte Menschen innerhalb von 1,5 Tagen Empfehlungen zu einer bestimmten Fragestellung aus. Dabei werden in einer Gruppendiskussion mithilfe einer offen moderierten Methode Fragen, Ideen, Einwände und Sichtweisen gesammelt, die der Gruppe zu kreativen Ideen verhelfen sollen.
Auch beim Jugendklimarat sollte die Stadt am Ende Empfehlungen bekommen. Wie der Prozess dahin aussehen sollte, war aber offen. “Wir haben gesagt, wir würden gerne einen Prozess mit den Jugendlichen gemeinsam entwickeln“, erzählt Fischkandl. Dieser doch etwas gewagten Idee stand die Stadt Dornbirn nicht im Weg. Sie ließ Lydia Fischkandl vom FEB und dem selbständigen Prozessbegleiter Semih Morel freie Hand. Morel war wegen seiner Erfahrung in der Arbeit mit jungen Menschen an Bord geholt worden.
Chaos und Ordnung
Dabei meint Morel, dass es für ihn gar keinen großen Unterschied mache, ob er mit Jugendlichen oder Erwachsenen arbeiten:
Es geht immer darum, Chaos und Ordnung so zu halten, dass ein Zustand möglich ist, in dem etwas Neues kreiert werden kann.
Konkret heißt das, Freiräume aufzumachen, den Prozess nicht komplett durchzuplanen, dass die Teilnehmenden selbst ihre Themenschwerpunkte setzen können und viele Ideen zuzulassen. Und dann wieder Ordnung zu schaffen, indem Themen zusammengefasst und ausgewählt, weitere Schritte und Termine geplant werden. Dabei müsse man als begleitende Person immer im Auge behalten, wie viel Ordnung Individuen und die Gruppe gerade bräuchten, sagt Morel. In diesem Prozess wäre es gut gewesen, wenn sie den Jugendlichen doch etwas mehr Struktur bieten hätten können, reflektiert Morel.
Der Prozess des Jugendklimarats Kick-Off Ende Mai 2023 Ungefähr 20 Jugendliche, Vertreter:innen der Politik und interessierte Erwachsene waren bei der Eröffnung anwesend. Danach fand eine erste Diskussionsrunde, nur mit den Jugendlichen statt. Im Anschluss konnten sich die Jugendlichen entscheiden, ob sie während weiterer Treffen an Empfehlungen für die Stadt arbeiten wollen. Kernteam-Treffen im Sommer 2023 Sieben bis zwölf Jugendliche trafen sich über den Sommer hinweg neun Mal. Die Treffen und Exkursionen waren unterschiedlich lang. Der längste Termin war ein Ganztagsworkshop. Abschlusspräsentation im September 2023 Die Jugendlichen präsentierten ihre Empfehlungen der Öffentlichkeit, Vertreter:innen von Politik und Verwaltung. |
Im Gespräch mit Teilnehmer:innen des Jugendklimarats ist nur kurz die Rede von Chaos. Was überwiegt, ist die Freude, an etwas Besonderem teilgenommen zu haben und gehört worden zu sein. Johanna Lutzmayer war die älteste Teilnehmerin. Sie ist heute 27 und blickt begeistert auf die Treffen des Klimarats zurück. Am Ende jedes Treffens hätten die Jugendlichen immer sagen können, was sie sich fürs nächste Mal wünschen und was sie brauchen, erzählt Lutzmayer:
Das war super, weil ich glaube, die jungen Leute sind das nicht so gewohnt, dass sie so viel mitreden dürfen und dass man sie so ernst nimmt.
Zudem bekamen die Jugendlichen nach jedem Treffen 40 €. Wenn es ein kürzeres Treffen war, ein bisschen weniger. “Das ist halt auch nochmal eine Riesenwertschätzung, die man sonst nicht so erlebt, bei freiwilligem Engagement”, sagt Lutzmayer. Das hätte die Jugendlichen voll motiviert und es hätte sich niemand getraut, faul zu sein, meint die 27-Jährige. Wenn man Geld bekomme, dann sei das Arbeit und dann tue man auch was.
Die Basis für gute Beteiligung
Damit ein offener Beteiligungsprozess funktioniert, ist es wichtig, ein klares Ziel zu haben und den Rahmen abzustecken. Dafür sind meist ausführliche Vorgespräche nötig, erklären die Prozessverantwortlichen Fischkandl und Morel. Die Idee, ein Beteiligungsprojekt zu starten, ist schnell geboren. Aber wichtige Fragen sind oft schwerer zu beantworten: Worum geht es wirklich? Wie viel Partizipation ist gewünscht? Was passiert mit den Ergebnissen? All das muss geklärt werden, um zu entscheiden, welche Methoden Sinn machen. Morel betont:
Wenn wir das von den Auftraggebenden nicht gut haben, können wir auch nicht wirklich transparent mit den Jugendlichen arbeiten.
Wichtige Voraussetzungen für partizipative Jugend-Prozesse >> Die Beteiligten machen freiwillig mit und begegnen sich auf Augenhöhe. >> Die Jugendlichen werden professionell begleitet. >> Es gibt ein klares Ziel, aber das Ergebnis ist offen. >> In welchem Rahmen entschieden werden kann, wird transparent kommuniziert. >> Es gibt genug zeitliche und finanzielle Ressourcen. |
Wie bei vielen Prozessen, war es auch beim Jugendklimarat nicht so leicht, vor dem Start Klarheit zu schaffen. Dass der Initiator Aaron Wölfling genau in dieser Phase längere Zeit ausfiel und schließlich sein Amt zurücklegte, stellte eine unerwartete Herausforderung dar. Es habe vieles schwieriger gemacht, als es mitten in der Vorbereitung keinen direkten Zugang zur Politik, keinen klaren Auftraggeber mehr gegeben habe, erzählt Lydia Fischkandl:
Wir hatten einfach diese Person, die dafür gekämpft hat, nicht mehr an unserer Seite und dann mussten wir neue Wege und auch neue Verbündete finden.
Komplizenschaft und Kooperation
Verbündete zu finden, war in Dornbirn hingegen recht einfach. Der Stadt sei eine umfassende Jugendarbeit schon seit vielen Jahren wichtig, sagt Elmar Luger. Er ist in der Verwaltung als Jugendkoordinator tätig, Geschäftsführer der Dornbirner Jugendwerkstätten und in viele Jugend-Projekte involviert. Luger zählt stolz Einrichtungen und Projekte auf, die untereinander gut vernetzt sind: Die Dornbirner Jugendwerkstätten, die offene Jugendarbeit, das aha Jugendinformationszentrum und der Verein jugendornbirn sind nur einige davon.
Luger ist ein Urgestein in der Dornbirner Jugendarbeit und konnte beobachten, wie die Gründer des Zukunftsbüros (heute FEB) und weitere Pionier:innen den Weg für die heutige Beteiligungskultur in Vorarlberg ebneten. Heute wirke vieles selbstverständlich, aber es sei engagierten Menschen, die seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten, zu verdanken, dass Vorarlberg heute diese Beteiligungskultur lebe, meint Luger.
Elmar Luger war schon bei den Vorgesprächen für den Jugendklimarat eingebunden und für ihn war klar, dass es trotz politischem Wechsel weitergehen müsse. Wenn ein neues Projekt anstehe, dann müsse man sich halt zusammensetzen und schauen, wer was machen will, meint Luger. Das ist dann auch passiert, als es um die Suche nach interessierten Jugendlichen ging. Dazu berichtet Semih Morel:
Das Mobilisieren von Jugendlichen ist unglaublich schwierig.
Alle würden es über die Schulen versuchen, aber die hätten nicht genug Zeit für solche Dinge, erklärt der Prozessbegleiter. Auch für Lydia Fischkandl vom FEB war es eine der größten Herausforderungen, die Jugendlichen für den Klimarat zu finden. Und das, obwohl die Dornbirner Jugend sehr engagiert ist. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen beteiligt sich freiwillig – bei der Feuerwehr, dem Roten Kreuz, in Sport und Kultur und weiteren Vereinen, weiß Jugendkoordinator Elmar Luger. Allerdings bedeutet das für viele junge Menschen in Dornbirn auch einen vollen Terminkalender.
Eingeladen wurde schließlich auf vielen Wegen: Mit dem Wissen, dass das eigentlich nicht jugendgerecht ist, wurden Briefe verschickt. Aber auch Social-Media-Werbung, Plakate und ein Video der Bürgermeisterin sollten Jugendliche auf das geplante Projekt aufmerksam machen. Die offene Jugendarbeit und das aha waren wichtige Verbündete. Das Learning der Prozessbegleitenden: Am besten funktioniert die Mobilisierung über persönliche Beziehungen und Gespräche.
Los geht’s mit einem bunten Haufen
Ungefähr 20 Jugendliche kamen Ende Mai 2023 zum Kick-off. Johanna Tutschek und Kyra Rusch, heute 16 Jahre alt, waren über die Pfadfinder auf den Klimarat aufmerksam geworden und gemeinsam zum Kick-off gekommen. Das sei neu und fremd, aber auch interessant gewesen, meint Rusch. Tutschek wollte nach dem Treffen unbedingt dabei bleiben und war froh, dass sich auch ihre Freundin dazu entschied. Die beiden haben ihre Entscheidung nicht bereut. Auch wenn es anstrengend war, nach der Schule oder an heißen Sommertagen zu den Treffen zu kommen, wollten sie unbedingt etwas beitragen, erzählen die beiden. Außerdem habe es in der Gruppe ein starkes Gemeinschaftsgefühl gegeben und es sei spürbar gewesen, dass alle ein gemeinsames Ziel verfolgen, erinnert sich Rusch.
Das konnten auch Lydia Fischkandl und Semih Morel bei der Arbeit mit den Jugendlichen beobachten. Obwohl die Gruppe eine breite Altersspanne von 14 bis 25 Jahren und unterschiedliche schulische und persönliche Hintergründe hatte, habe die Kommunikation von Beginn an sehr gut funktioniert und sei von gegenseitigem Respekt geprägt gewesen. Das sei wahnsinnig schön zu beobachten gewesen, erzählen Fischkandl und Morel. Die beiden sind überzeugt, dass sich die Jugendlichen vom Prozess neben inhaltlichen Dingen noch viel mehr mitnehmen konnten. “Was mir am Ende am meisten Sinngefühl gegeben hat, ist das, was im Prozess passiert ist”, sagt Morel und meint damit den Umgang der Jugendlichen miteinander.
Empfehlungen und Überraschungen
Doch auch inhaltlich ist über den Sommer viel passiert. Sieben Themenbereiche haben sich die Jugendlichen genauer angeschaut. Dazu wurden fünf Empfehlungen ausgearbeitet, zu denen die Gruppe jeweils konkrete Ideen für Maßnahmen entwickelt hat.
Empfehlungen des Jugendklimarats Dornbirn 1.) Vorbilder und Pioniere fördern 2.) Müll-Kampagnen umsetzen 3.) Öffentliche Gärten beleben 4.) Aufenthaltsqualität von Bushaltestellen verbessern 5.) Orte der Regionalität und Begegnung schaffen |
Elisabeth Edler übernahm Ende Mai das Amt der Jugendstadträtin von Aaron Wölfling, dem Initiator des Klimarates. Sie war bei der Abschlusspräsentation dabei und überrascht von den Ergebnissen. Sie hatte einen Fokus auf Energie erwartet, zeigte sich aber erfreut über die Empfehlungen mit sozialem Fokus. Edler ist es wichtig, dass die Empfehlungen auch umgesetzt werden. Und das so schnell wie möglich, damit die Wirkung sichtbar wird:
Das ist eine große Herausforderung, weil man erstens Empfehlungen nicht 1:1 umsetzen kann und zweitens, weil es einfach in der kommunalen Politik nie schnell geht.
Auch der Jugendkoordinator Elmar Luger engagiert sich für eine rasche Umsetzung der Empfehlungen und hat dafür gesorgt, dass kleinere Maßnahmen schon durchgeführt wurden. Dank Luger gibt es nun Taschenaschenbecher mit dem Logo des Klimarats, die kostenlos in der Stadt erhältlich sind. Auch die “sprechenden” Mülleimer gibt es schon. Dazu haben sich Schüler:innen der Mittelschule Baumgarten Sprüche überlegt und auf Mülleimer im öffentlichen Raum geklebt. Einfache Maßnahmen, die Menschen dazu motivieren sollen, ihren Müll richtig zu entsorgen. Diese Projekte würden nicht die Welt retten, meint Jugendkoordinator Luger, aber trotzdem sei es wichtig, sie umzusetzen und die Jugendlichen ernst zu nehmen.
Visionen für eine lebenswerte Stadt
Einige der Empfehlungen sind auch weit größer. Manche Themen hätten erst zu idyllisch, zu utopisch geklungen, meint die Klimarat-Teilnehmerin Johanna Lutzmayer. “Aber die haben sich halt getraut, das auszusprechen und dann ist man wirklich auf diese Idee eingegangen und hat geschaut, was in diese Richtung möglich wäre”, erinnert sich Lutzmayer. Auf diese Art ist wohl auch das “Baumhaus” entstanden, das größte Projekt, das der Jugendrat entwickelt hat.
Erst seien sie sprachlos gewesen, als die Möglichkeit im Raum stand, gemeinsam ein Haus zu gestalten, erzählt die 16-jährige Johanna Tutschek:
Und dann sind ganz viele Ideen auf einmal gekommen.
Entstanden ist das Bild eines Hauses der Begegnung, mit Klima-Fokus, Sharing-Angeboten, offener Werkstatt, einem Café, regionalen Einkaufsmöglichkeiten und mehr. “Da ist alles, was sie an Ideen hatten, irgendwie vereint”, meint der Prozessbegleiter Semih Morel. Ganz viele Antworten auf die Frage, was für ein lebenswertes Dornbirn wichtig sei, stecke in diesem Baumhaus. Es müsse ja nicht an einem zentralen Ort sein, vielleicht mache das auch gar keinen Sinn, aber man könne aus dem Bild, das die Jugendlichen gezeichnet hätten, ganz viel rauspicken.
“In dieser Form werden wir kein Baumhaus bauen können, das wäre natürlich super cool, aber wir haben einige Projekte am Laufen, wo gebaut wird und wo ich schaue, dass Ideen reinkommen”, sagt Elisabeth Edler zu dem Mega-Projekt. Einige Elemente gebe es auch schon, meint die Jugendstadträtin. Zum Beispiel ein Reparatur-Café. Das könne noch attraktiver für Jugendliche gestaltet werden, indem die Möglichkeit der Handy-Reparatur ausgebaut werde. Ein weiteres großes Projekt ist eine grüne Bushaltestelle mit mehr Aufenthaltsqualität. Einen ersten Entwurf will Stadträtin Edler den Jugendlichen im Oktober präsentieren und Feedback einholen.
“Der Beteiligungsprozess muss ja nicht nach dem Beteiligungsprozess aufhören”, beschreibt der Prozessbegleiter Semih Morel einen wichtigen Aspekt. “Das Schöne wäre, dass genau dieser Gedanke von Co-Creation gar nicht aufhört”, meint Morel. Er sei guter Hoffnung, dass viele Themen in Gesprächen immer wieder aufploppen würden.
Ein Ende, das kein Ende ist
In Dornbirn sieht es im Moment danach aus, dass der Beteiligungsprozess tatsächlich eine nachhaltige Wirkung hat. Ein neuer Jugendklimarat sei nicht geplant, sagt die Jugendstadträtin Elisabeth Edler. Man wolle mit der bestehenden Gruppe an Jugendlichen weiterarbeiten, die Empfehlungen in allen Bereichen einfließen lassen und die Umsetzung bringen.
Wie gut die weitere Realisierung der Empfehlungen tatsächlich gelingt, ist in den nächsten Wochen und Monaten zu beobachten. Die Jugendlichen werden in einer WhatsApp-Gruppe auf dem Laufenden gehalten. Momentan bekomme sie nicht so viel mit, sagt Johanna Tutschek. Das geht auch Kyra Rusch so, aber sie habe das Gefühl, dass schon etwas passiere und die größeren Ideen einfach mehr Zeit brauchen. Dafür haben die beiden 16-Jährigen Verständnis.
Was der Prozess mit den Jugendlichen selbst gemacht hat, wird im Rahmen eines größer angelegten Forschungsprojekts untersucht, das noch bis Juli 2025 läuft. Bei einigen Jugendlichen sehe man aber jetzt schon, dass der Prozess etwas angestoßen habe, meint der Begleiter Semih Morel. Zum Beispiel bei Johanna Lutzmayer. Die 27-Jährige war seit dem Sommer 2023 sehr aktiv. Sie hat den Stand des Klimarats auf der Dornbirner Frühjahrsmesse mitbetreut, nahm an der Langen Nacht der Partizipation in Dornbirn und der österreichischen Jugendkonferenz in Graz teil. Vielleicht wäre sie sonst anders in diese Bubble hinein gerutscht, meint die Jugendrat-Teilnehmerin. Jetzt sei es durch den Klimarat passiert, durch all die Leute, die sie kennengelernt hat. Das sei so wunderschön, sagt Johanna Lutzmayer und stellt fest:
Dieses Projekt, das hat echt mein Leben verändert.
Quellen & weiterführende Infos:
- Fachdossier zu Partizipation des Österreichischen Parlaments
- Abschlussbericht des Jugendklimarat Dornbirn
- Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung (FEB)
- Jugendnetzwerk der Stadt Dornbirn
- BMK-Studie Jugendpartizipation in Österreich
- Handbuch Klima. Jugend. Dialog. von der Bundesjugendvertretung
- Mehr zu Kinder- und Jugendbeteiligung auf jugendbeteiligung.at
- Mehr Info zu Bürger:innen-Räten auf buergerrat.net und vom Land Vorarlberg
- Infos zum Thema Partizipation des BMK und ÖGUT
Weiterlesen? Mehr zu Jugend-Beteiligung von relevant
Die wichtigen Gesellschaftsthemen sind relevant.
- Keine Armut (5)
- Kein Hunger (1)
- Gesundheit & Wohlergehen (11)
- Hochwertige Bildung (8)
- Geschlechtergleichheit (13)
- Sauberes Wasser & Sanitäreinrichtungen (1)
- Bezahlbare & saubere Energie (2)
- Menschenwürdige Arbeit & Wirtschaftswachstum (8)
- Industrie, Innovation und Infrastruktur (5)
- Weniger Ungleichheiten (16)
- Nachhaltige Städte & Gemeinden (15)
- Nachhaltiger Konsum & Produktion (7)
- Massnahmen zum Klimaschutz (21)
- Leben unter Wasser (1)
- Leben am Land (12)
- Frieden, Gerechtigkeit & starke Institutionen (19)
- Partnerschaften zur Erreichung der Ziele (3)
Schreibe einen Kommentar